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Ein unvergessliches Abenteuer an der Aiguille du Tour

Ein unvergessliches Abenteuer an der Aiguille du Tour

Liebst du ein Frühstück auf dem Berg genauso wie Raphaela und ich? Hier bekommst du einen ersten kleinen Appetizer, was Dich auf dem Arete de la Table erwartet. Natürlich in bester französischer Manier mit Croissant und Café au Lait.

Diese bekannte und außerordentlich schöne Tour beeindruckt nicht nur durch ihre atemberaubende Landschaft, sondern auch durch eine besondere Attraktion auf halber Strecke des Grats: ein großer, auf einem kleinen Turm liegender Felsblock, der wie ein Tisch aussieht. Gemeinsam mit meiner abenteuerlustigen Partnerin Raphaela begab ich mich auf dieses unvergessliche Abenteuer, um den Arete de la Table zu erklimmen.
 

 

Ein einsamer Aufstieg

Die Aiguille du Tour mit ihren 3542 Metern ist ein bekannter Berg in Chamonix. Der technisch nicht so anspruchsvolle Normalweg, dient vielen Mont Blanc Aspiranten als Eingehtour und zur Akklimatisation. Nach einem anstrengenden Aufstieg erreichten Raphaela und ich am ersten Tag die Berghütte Refuge Albert Premier. Den Schock, dass die beliebte Bergbahn in Le Tour – welche gerne genutzt wird, um den Hüttenzustieg zu verkürzen – umgebaut wurde, machten wir mit Zustiegsüberstunden wieder wett. Da es auch noch früh im Jahr war, war die Hütte kaum besucht. Wir konnten die Ruhe und Abgeschiedenheit der Umgebung in vollen Zügen genießen. Welch ein Glück.
 

 

Der frühe Aufstieg zum Gipfel

Am nächsten Morgen brachen wir früh, um 4.30 Uhr, von der Hütte auf. Die Dunkelheit umgab uns, als wir uns durch felsiges Gelände emporarbeiteten. Mit unseren Stirnlampen beleuchteten wir den Weg und verfolgten die aufgehende Sonne, die langsam den Horizont erhellte. Der Moment, als die ersten Sonnenstrahlen den Gletscher erreichten, war magisch. Die Schnee- und Eismassen erstrahlten in warmem Licht. Doch der Schein trog. Hier oben waren wir umgeben von den anspruchsvollsten 4000er Gipfeln der Alpen.

 

Die Herausforderung des Arete de la Table

Trotz des monotonen Knirschens der Steigeisen im hart gefrorenen Gletscherschnee waren wir hellwach und konzentriert, um optimal durch die zahlreichen Gletscherspaltenzonen zu navigieren. Nach etwa eineinhalb Stunden Gehzeit, verließen wir die Trittspur in Richtung Osten, um an den Einstieg unserer Klettertour zu gelangen. Wir stampften noch ein kurzes Couloire hinauf, verkürzten dann das Seil etwas und los ging der wilde Ritt.

Die Route fordert einen guten Orientierungssinn, verlangt Geschicklichkeit und Konzentration aber belohnt mit spektakulären Ausblicken.
 



Da aufgrund der frühen Jahreszeit noch viel Schnee lag, wählten wir eine Kletterlinie auf der Südseite, anstatt auf der empfohlenen Nordseite. Diese Idee war allerdings nicht so schlau: Denn wir stand plötzlich vor einer etwa 20 Meter langen, glatten und zuletzt noch vereisten Verschneidung. Keine Haken in der Wand, dafür Steigeisen an den Füßen. Eine großartige Kombination. Ich ließ Raphaela den Vortritt. Sie legte einige Klemmgeräte und bevor ich sie kraxeln sah, war sie bereits am Ende angelangt. Respekt! Ich kämpfte mich hinterher und stieg die nächste Seillänge vor. Ein letzter anstrengender Zug über eine Kante und schon waren wir auf einer etwa drei mal drei Meter großen, ebenen Fläche.

Dies musste er sein. Der große Felsblock, welcher wie ein Tisch aussah, war der markante Punkt auf halber Strecke und ließ uns staunen über die Wunder der Natur.

Er liegt nur auf einem dünnen Felspfeiler auf. Wie hebt dieser riesige Block darauf, fragen wir uns?

Wir nutzten den, leider nicht gedeckten, Tisch und machten ausgiebig Pause. Nur nicht zu nah an die Kante des Blocks gehen, denn es wäre schade, um dieses tolle Frühstücksplatzer’l 😉.
 


 

Der windige Gipfel

Nachdem wir die technisch anspruchsvollen Passagen des Arete de la Table gemeistert hatten, erreichten wir den Gipfel der Aiguille du Tour am späten Vormittag. Obwohl das Wetter schön war, spürten wir den Wind auf dem Gipfel, der uns eine gewisse Herausforderung bot. Das obligatorische High Five, der obligatorische Schluck aus dem kleinen Flachen, das obligatorische kurze Schütteln und Gesicht verziehen. Wie schön es doch dort oben war. Wir hätten ewig oben am Gipfel sitzen können. Doch bevor der Schnee zu weich wurde, machten wir uns auf den Weg zurück zur Hütte.


 

Überraschung beim Abstieg

So schön das Bergauflaufen war, so unangenehm und schwerfällig empfand ich das Bergablaufen. Zurück an der Hütte zog Raphaela ein kleines Päckchen heraus. Sie grinste und wünschte mir einen guten Fußweg ins Tal. Als ich es realisierte, wünschte ich ihr einen guten Flug. Mutig zog sie ihren Gleitschirm auf, lief ein paar Schritte bergab und flog runter ins Tal. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich beobachtete sie mit Bewunderung, wie sie elegant durch die Luft glitt und die Berggipfel hinter sich ließ. Ein wahrhaft spektakulärer Anblick.

Etwas geknickt machte ich mich dann an den Abstieg, welcher definitiv länger gedauert hat als der von Raphaela. Doch am Parkplatz angekommen, gab es nur mehr Grund zum Jubeln. Wir stießen an und freuten uns über diese unvergesslichen Tage.