• Ab 50 € versandkostenfrei - Kostenlose Rücksendung - Lebenslanger Reparaturservice

„Frauen bringen genauso ihre Leistung am Berg!“

„Frauen bringen genauso ihre Leistung am Berg!“

Wieso gibt es noch so wenig Bergführerinnen? Was müssen Frauen als Bergführerin leisten? Und welche Stärken bringen Frauen als Guides mit? Die Allgäuer Bergführerin Bianca „Bibi“ Schöferle gibt spannende Einblicke in ihr Berg-Leben und ihre Ausbildung zur Bergführerin.

Bibi ist eine leidenschaftliche Skifahrerin und Bergsteigerin. Aufgewachsen im Allgäu, hat sie nach ihrem Maschinenbaustudium ihre Leidenschaft für die Berge zum Beruf gemacht. Als erst 15. Bergführerin in Deutschland liebt sie das Freeriden im Kleinwalsertal oder Hochtouren in den Westalpen. Dabei zählt der Innominata Grat auf den Mont Blanc an einem Tag zu ihren Highlights.

 

Bibi, was war der Auslöser für dich, Bergführerin zu werden?

Den einen Auslöser gab es nicht. Es war eher eine schlüssige Entwicklung. Ich bin privat schon immer gerne in die Berge gegangen: Klettern, Skitouren Eisklettern, Hochtouren.

So konnte ich mein Niveau Schritt für Schritt steigern. In meinem Freundeskreis gibt es einige Bergführer. Dadurch kam der Gedanke automatisch, die Bergführer*innen-Ausbildung zu starten. Als Bergführerin zu arbeiten, konnte ich mir gut als Teilzeitjob neben meinem Bürojob vorstellen.

 

Wie hast du dich auf die Eignungsprüfung und auf die Bergführer*innen-Ausbildung vorbereitet?

Bei jedem sind die Voraussetzungen anders. Wichtig ist, dass man nicht in allen Disziplinen Anfänger ist. Beim Klettern und auf Skitour sollte man wirklich in seinem Element sein. Je mehr Nachholbedarf man in einzelnen Disziplinen hat, desto mehr Freizeit und Training sollte man einplanen, um technisch und körperlich fit zu werden.

 

Warum ist der Anteil an Frauen unter den Bergführer*innen heute immer noch relativ gering?

In meinen Augen sind es in erster Linie zwei Faktoren. Erstens: Die Eignungsprüfung ist nicht einfach. Wir Frauen müssen die gleichen Leistungen bringen wie die Männer. Das ist nachvollziehbar. Als Frauen bekommen wir die gleichen Gäste wie männliche Bergführer. Zweitens: In unserer Gesellschaft sind körperlich anstrengende Berufe bei Frauen weniger beliebt. Das mag klischeehaft klingen, doch diese Einstellung ist in unserer Gesellschaft nach wie vor verankert. Auch wenn ich der Meinung bin, dass Frauen am Berg genauso ihre Leistung bringen können.

 

Gibt es da wirklich keine Unterschiede?

Auf den ersten Blick mögen Kraft und Gewicht eine wichtige Rolle spielen. Doch das lässt sich ausgleichen, zum Beispiel durch entsprechende Sicherungstechniken. Schließlich gibt es auch sehr leichte und weniger muskulös gebaute Männer unter den Bergführern.

 

Welche Stärken bringen Frauen mit?

Gerade beim Führen von Frau zu Frau sehe ich Vorteile. Als Frau sehe ich schneller, wo eine Frau Schwierigkeiten hat, wo sie Unterstützung braucht. Zum Beispiel bei Spitzkehren auf Skitour. Auch beim Führen von Frauen-Teams sehe ich Vorteile. Da kann sich eine Bergführerin anders reinfühlen.

 

Du hast eine kleine Tochter. Wie bringst du Familie und Bergführer*innen-Job unter einen Hut?

Ich arbeite derzeit nicht fulltime als Bergführerin. Aktuell bin ich pro Jahr nur rund zwei Wochen auf Touren unterwegs, bei denen ich über Nacht nicht zuhause bin. Die meisten Touren führe ich vor der Haustür in Oberstdorf im Allgäu. Da gibt es im Winter und im Sommer genügend Tagestouren, die ich guiden kann. Das ist mir gerade persönlich wichtig. Wenn meine Tochter mal selbständiger ist, kann sich das wieder wandeln. Mit Familie und Kindern ist das nicht ganz einfach als Bergführerin. Trotzdem ist es für mich eine Bereicherung. Man muss in seiner Lebensplanung eben kreativ sein.

 

Du hast 2021 deine Bergführer*innen-Prüfung abgelegt. Welches Fazit ziehst du in deinem Job bislang?

Für mich ist das ein großartiger Beruf. Er ist enorm vielseitig, und du kannst dir am Ende das rauspicken, was dir am meisten Spaß macht. Außerdem erfahre ich eine hohe Wertschätzung durch meine Kund*innen. Selbst für jene, die später nicht hauptberuflich in diesem Job arbeiten wollen, ist die Bergführer*innen-Ausbildung eine coole und lohnenswerte Sache. Man wird von den höchstqualifizierten Leuten in Deutschland unterrichtet. Und man kann als Bergführer*in zweigleisig fahren: Man kann sich um die Familie kümmern oder mit reduzierter Stundenzahl in einem Bürojob arbeiten und daneben guiden.