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1000 km Fahrradsafari durch Kenia

1000 km Fahrradsafari durch Kenia

Die Bikepacking-Szene in Afrika steckt noch in ihren Kinderschuhen. Aber was hat dieser faszinierende Kontinent für Radreisende zu bieten? Worin liegen die besonderen Herausforderungen, und kann man das überhaupt auf eigene Faust machen? Stefan und Peter, zwei leidenschaftliche Abenteuerfreunde aus Oberbayern, wollten das herausfinden. In ihrer vierteiligen Videoserie nehmen die beiden uns mit auf diese abenteuerliche Reise.

Streng nach ihrem Motto „Weniger Planung ist größeres Abenteuer“ stehen die beiden plötzlich mit ihren bepackten Rädern am Flughafen in Kenias Hauptstadt Nairobi. Und dann geht es einfach los. Vor ihnen liegen 1000 km quer durch die kenianische Wildnis. Ganz grob wollten sich die beiden an der neuen offiziellen Bikepacking-Route „Die Kenia Bike Odyssee“ orientieren, sich aber offenhalten, immer wieder zu improvisieren und ihr eigenes Ding zu machen. Vor allem das Ende der Tour wollten sie etwas modifizieren, denn anstatt die Tour am Fuße des Mount Kenia zu beenden, hatten sie das Ziel, die Tour auf dem Gipfel des Mount Kenia zu beenden.

Die Strecke lässt sich in vier Kapitel aufteilen:

Teil 1: Raus aus Nairobi, rein in die Wildnis

Kaum raus aus der lebhaften Großstadt, beginnt ein einziger riesengroßer Streichelzoo – nur dass die Tiere hier völlig frei in ihrem natürlichen Lebensraum herumlaufen. Bereits an Tag zwei durften wir die unglaubliche Vielfalt der kenianischen Tierwelt bestaunen. Vom Sattel unserer Räder aus. Ohne Guide. Ohne Ranger. Zebras, Giraffen, Gnus, Antilopen, Wildschweine, Kapuzineraffen und Paviane. „Sogar eine Hyäne ist uns über den Weg gelaufen.“

Bei der Mittagspause am Lake Naivasha tauchte 20 m vor uns im See dann ein riesengroßer Nilpferdkopf auf. In Alarmbereitschaft wichen wir ein paar Schritte zurück, denn Hippos wurden uns als die gefährlichsten Tiere angepriesen. Die Situation entspannte sich allerdings, als kurze Zeit später eine Gruppe Locals genau an der Stelle des Nilpferds ins Wasser ging, um zu baden. „Wir verstanden die Welt nicht mehr.“ Tagsüber wären die großen Pflanzenfresser wohl ziemlich faul, wurde uns gesagt. Lediglich in der Abend- und Morgendämmerung, wenn sie aus dem Wasser an Land kommen, sollte man ihnen besser nicht über den Weg laufen.

Auch die kenianische Landschaft erwies sich als extrem abwechslungsreich und divers. Neben erloschenen Vulkanen, saftig grünen Wiesen und klassischer Savanne führte die Route unter anderem auch durch den Eburu Forest, einen dschungelartigen, dichten Wald. Das Überraschende: Im Eburu Forest fanden wir perfekte Mountainbike-Bedingungen vor und konnten uns einmal quer durch das Dickicht trailen. Im Eburu Nationalpark gibt es neben allerlei Affen und der seltenen Bongo-Antilope auch Tiger.

Die Route führt optional auch durch ein paar wenige Nationalparks, wie beispielsweise den Hell’s Gate oder den Soysambu, die beide natürlich eine Durchquerung wert sind. Allerdings können wir festhalten, dass wir mehr Wildlife außerhalb der Parks am Wegesrand gesehen haben. Man muss dazu also nicht unbedingt in die Nationalparks fahren.

Kapitel 1 endet am zweitgrößten Vulkankrater der Erde, dem Menengai-Krater.

Teil 2: Kenianische Berge

Das zweite Kapitel führte uns über einen Bergkamm zwischen dem Rift Valley und dem Koro Valley. In drei Etappen geht es immer wieder hoch und runter durch hügeliges, saftig grünes Hinterland auf teilweise 2600 m. In den kleinen Dörfchen machen wir immer wieder Bekanntschaft mit den herzlichen und interessierten Kenianern. Wo immer wir durchkommen, wurden wir häufig mit Gejubel begrüßt. „Man hat sich fast ein bisschen wie ein Superstar gefühlt.“

Vor allem die Kinder rennen oft hunderte Meter hinter uns her – und das barfuß auf den steinigen Kieswegen. Nach drei Tagen in den Bergen steht eine 1000-Höhenmeter-Abfahrt wieder hinunter in die Savanne an. Genauer gesagt zum Lake Bogoria. Dort angekommen, heuern wir einen kenianischen Bootsfahrer an und lassen uns über den See schippern. Dabei sehen wir allerlei Vögel, sowie Krokodile und mehr Nilpferde. Eine willkommene Abwechslung nach mittlerweile acht Tagen Fahrradfahren. Kapitel zwei endet beim nicht weniger schönen Lake Bogoria.

Teil 3: Ewige Steppe

Im dritten Abschnitt der Route wartet der abgelegenste und wildeste Teil der Strecke: Kilometerweite Steppe und Savanne, Trockenheit und wenige Menschen. Hier erleben wir unsere wohl beeindruckendste Tierbegegnung. An Tag zwölf steht aus dem Nichts ein riesiger Elefantenbulle 20 m vor uns auf der Straße. Wir schauen ihn an, er schaut uns an. Ein magischer Moment. Einerseits geprägt von Ehrfurcht und Bewunderung für dieses riesige, wilde Tier. Und andererseits ein riesiger Respekt. Denn es wäre ein Leichtes für diesen Großkaliber, uns plattzutrampeln.

In diesem Abschnitt nimmt allerdings auch ein Problem überhand, das sich schon ab Tag eins bemerkbar gemacht hat. Wir bekommen immer wieder platte Reifen. Die stacheligen Akazien-Dornen bohren sich immer wieder tief in unsere, nicht dafür ausgelegten, Mountainbike-Reifen. Die ersten Tage war es zwar bereits eine nervige Tatsache, aber mit maximal zwei Platten am Tag konnten wir zumindest noch vorwärtskommen. An Tag zwölf und dreizehn allerdings nahm die Problematik neue Züge an. Im Straßenstaub verwirbelt, befanden sich hier tausende kleine Dornen. Wir kamen keine 5 km mehr weit, ohne uns einen Platten Reifen zu stechen und mussten leider einsehen, dass eine bessere Reifenwahl uns dieses Problem mit Sicherheit erspart hätte. Die letzte Etappe war so nicht zu Ende zu fahren, und deshalb mussten wir Hilfe von einem vorbeifahrenden Ranger in Anspruch nehmen, um uns mit dem Auto an den Fuß des Mount Kenias fahren zu lassen.

Teil 4: Die Besteigung des Mount Kenia

Der Mount Kenia ist das zweithöchste Gebirgsmassiv des afrikanischen Kontinents mit 5199 m. Die Besteigung erfolgt üblicherweise in fünf- bis siebentägigen Expeditionen – und natürlich: ohne Fahrrad. Wir hatten lediglich drei Tage Zeit bis zum Rückflug und wollten die Besteigung gerne mit dem Fahrrad versuchen. Derartige Herausforderungen lieben wir schon von vorherigen Abenteuerreisen.

Nach einem riesigen Kraftakt, um unsere Räder an Tag zwei ins 4400 m hohe Highcamp zu hieven, mussten wir allerdings einsehen, dass die Bikes auf dem Gipfel absolut nichts verloren haben. Noch dazu gab es reichlich Neuschnee an unserem Gipfeltag, sodass wir den Summit Push ohne Räder, zu Fuß, unternommen haben. Ein perfekter Abschluss einer unglaublichen Abenteuerreise durch Kenia – und sicher nicht unsere letzte Bikepacking-Tour in Afrika.